Montag, 25. April 2016

Temperatur messen ist meistens einfach ...


aber nicht immer.

Hier geht es darum, die Temperatur der Keramikleisten an einem Saugkasten zu messen. Da kommt man leider gar nicht gut ran, der rote Pfeil zeigt auf eine solche Leiste (das kleine graue "Ding" zwischen der blauen und der bräunlichen Kante (kann man kaum sehen). Das Problem dabei ist, dass auf dieser Leiste das Formiersieb (das hier im Bild am roten Pfeil schräg nach rechts oben verlaufende "Ding") läuft. Und zwar im Betrieb ziemlich schnell, da ranzukommen wäre gar keine gute Idee. Das ist übrigens die Leiste, an die man am besten rankommt, die anderen, zum Beispiel am blauen Pfeil, kann man hier im Bild überhaupt nicht erkennen ...

Um besser zu verstehen, was an einem solchen Saugkasten wirklich passiert, will ich die Temperaturen an mehreren Stellen messen, aber zunächst brauche ich ein Gefühl dafür, in welchem Bereich sich das ungefähr bewegt. Also ein Vorversuch. Im Prinzip ganz einfach, Kontaktthermometer mit langem Arm, an dem ein präziser, kleiner Fühler hängt. Gibt's bestimmt irgendwo zu kaufen, die Frage ist bloß wo und für wie viel.

Solche Thermometer mit einem 10cm langen Fühler gibt's an jeder Ecke, das hilft hier bloß nichts, man kommt nicht so nahe ran (es sei denn, man hat ernsthafte Ambitionen, vorzeitig aus dem Leben zu scheiden oder zumindest einen Arm zu opfern ...

Also selber basteln. Wie üblich ;-) Das Ergebnis:


Wunder der Globalisierung, das Material hat grade mal 20 € gekostet. Ein Miniatur Pt100, dazu ein Einbauinstrument zur Temperaturmessung und ein bisschen Kram aus der Bastelkiste. Das Interessante ist der Fühler selber. Die thermische Trägheit des Fühlers soll möglichst klein sein: Die Keramikleiste hat einen Querschnitt von vielleicht einem Quadratzentimeter und ist schön glatt poliert. Mit einem großen Fühler im Metallgehäuse kühlt man vermutlich eher die Leiste ab, als deren Temperatur zu messen, zumindest, wenn der thermische Kontakt gut ist und lang genug hält. Das ist aber gar nicht so einfach, da man das Ganze ziemlich freihändig einen Meter vom Körper entfernt möglichst ohne zu wackeln an die Leiste hält.

Um diesen Balanceakt zu erleichtern, eine spezielle Fühlerkonstruktion:

Der Messkopf (zum Größenvergleich die Pfote meines Katers) besteht aus einer dünnen Kupferscheibe (etwa 100µm dick, 10mm Durchmesser), auf der der PT100 (etwa 2x2x1mm) befestigt ist. Dieser Kopf ist mit einem Stückchen Silikonschlauch mit der Elektronik verbunden. Durch diese etwas elastische Kopplung ist es möglich, die Kupferscheibe vollflächig an die Leiste zu drücken, auch wenn man den richtigen Winkel nicht ganz trifft (man sieht ja nicht hin ...) und dabei eine möglichst große Kontaktfläche zu haben (dann kriegt man möglichst schnell Leiste und Fühler auf die möglichst gleiche Temperatur).

Da Silikon grundsätzlich schlecht zu kleben ist (hier zwar mit einem speziellen Silikonkleber, aber trotzdem ...), sollte man das mit der Elastizität nicht übertreiben, gedacht ist es ja, um einen Winkelfehler von vielleicht fünf Grad zu kompensieren. Die erste Version habe ich ein paar Ingenieuren überlassen, die den Messkopf prompt zerstört haben. Auf meine Frage, wieweit sie den Kopf gebogen haben, lautete die Antwort: "So weit, wie es ging". *arrrghhhhhhhh*


Montag, 11. April 2016

KI und so


IBM versucht ja seit einiger Zeit, mit dem Watson-Portfolio KI-Anwendungen in verscheidenen Branchen in den Markt zu bringen. Aktuell mit der Emotional Analysis API, einer Linguistik-Engine, die eine Persönlichkeitsanalyse aus einem Textmuster erzeugt.

So etwas gibt es ja schon lange, das kommerzielle Ziel ist (natürlich) effektivere Werbung, siehe den obigen Screenshot aus der Demo. Nur meistens funktioniert das nicht besonders gut. Um rauszufinden, ob es sich lohnt, Zeit zu investieren und gründlicher zu testen, wie gut das System funktioniert, habe ich mal mein letztes Paper analysieren lassen (eigentlich sollte man einen Text über Alltagsthemen verwenden, andererseits sind Industrie 4.0-Ansätze in der Papierindustrie heute ja ein Alltagsthema ;-)

"sceptical and strict", "imaginative", "intrigued by new ideas" sind ja durchaus Attribute, die einer wissenschaftlichen Arbeit zu stehen. "unconcerned with helping others" folgt hoffentlich nur aus der sachlichen Natur einer solchen Veröffentlichung ;-)

Jedenfalls scheint das Ergebnis mehr als zufällig zu sein, ich werde wohl in den nächsten Wochen (theoretisch bin ich im Forschungssemester und habe Zeit für solche Sachen ;-) ein bisschen mehr Zeit mit diesem System verbringen.

Anwendungen gibt es dafür ja viele, von der Früherkennung von Problemen bei der Analyse von Besuchsberichten von Außendienstlern (das ist das, was mich am meisten interessieren würde) bis zur massenhaften Untersuchung von emails nach anderen Kriterien, vielleicht "Likely to be a terrorist".